Berlin - ein Paradies für Gourmets
Berlin ist mehr als Currywurst. In den letzten Jahren ist Berlin zu einem kulinarischen Hotspot avanciert, in dem Trends nicht nur aufgegriffen, sondern auch gesetzt werden. Getrieben von Experimentierlaune, Weltoffenheit und einer Leidenschaft für Qualität treffen in der Metropole kreative Küchenzauberer auf kulinarische Freigeister. Hier gibt es sowohl die meisten Michelin-Restaurants Deutschlands als auch eine fabelhafte Vielfalt an Geschmackserlebnissen. Wir verschaffen Ihnen einen Überblick.
Im Trend: Vom Street Food-Stand zum Restaurant
Seitdem 2013 der erste Street Food Thursday in der Markthalle Neun in Kreuzberg stattfand, sind die internationalen Snacks nicht mehr aus Berlin wegzudenken. Für viele Hobbyköche ist die wöchentliche Veranstaltung eine Art kulinarisches Labor, in dem sie locker neue Konzepte und Rezepte austesten können. Kein Wunder also, dass die erfolgreichsten unter ihnen den Sprung gewagt und ihre eigenen permanenten Restaurants eröffnet haben.
Hinter dem Restaurant Fräulein Kimchi steckt Lauren Lee, eine junge Frau mit koreanisch-amerikanischen Wurzeln und einem abgeschlossenen Opernstudium. Als eine der ersten, die einen Stand in der Markthalle 9 eröffnete, wurde sie schnell für ihr originelles „Seoul-Food“ bekannt, das frische Produkte, Gewürze und Aromen aus der ganzen Welt miteinander verbindet. Seit neustem serviert sie ihre Crossover-Gerichte – darunter Kimchi Quesadillas, Ramenburger und Korean Tacos – auch in einem kleinen Restaurant in der Nähe des Kollwitzplatzes im Prenzlauer Berg.
Nur ein paar Schritte von Fräulein Kimchi entfernt bringt der ebenfalls aus der Markthalle Neun bekannte Bun Bao asiatische Burger auf die Teller. Die coole Einrichtung erinnert auch wegen der Pixelkunst-Bilder an Hong Kong. Sieben Burger stehen auf der Karte, darunter eine vegane Variante mit gewürzter Mungbohnen-Patty und jungem Spinat. Auch ungewöhnlich: der „Tuna me On“ Burger mit frischem Thunfisch und Wasabi-Mayonnaise. Der Klassiker heißt schlicht „Original“ und ist eine geschmacksintensive Kombination aus Schweinefleisch, eingelegtem Rettich, Koriander und Erdnüssen. Alle Burger werden in einem gedämpften Reismehlbrötchen serviert. Dazu passt eine Portion Süßkartoffel-Pommes.
Koshary Lux spezialisiert sich auf Gerichte aus Nordafrika und dem Nahen Osten und macht sich jetzt in der Gastroszene rund um den Savignyplatz in Charlottenburg einen Namen. Zu dem exotischen Angebot zählen die algerische Chermoula-Bohnen-LinsenSuppe, der marokkanische Oliven-Orangen-Salat und der jemenitische Chili Dip Zhuk. Der Name leitet sich ab von Koshari, dem ägyptischen Nationalgericht. Es besteht aus Linsen, Makkaroni und Reis, die mit karamellisierten Zwiebeln, Kichererbsen, Tomatensoße und einer Pistaziengewürzmischung aufgepeppt werden.
Der weltweite Siegeszug der modernen peruanischen Küche spiegelt sich auch in der Eröffnung von Chicha in einem bunt-minimalistisch eingerichteten Lokal in Neukölln wieder. Obwohl die Karte recht klein gehalten ist, gelingt es dennoch, ein recht breit gefächertes Spektrum der Küche aus den Anden anzubieten. Der Renner ist natürlich das Nationalgericht Ceviche: roher Fisch oder Meeresfrüchte, die in einer Marinade aus Limette, Chili und Gewürzen (Tigermilch genannt) „gegart“ werden. Ebenfalls beliebt ist Anticucho Corazon – gewürzte Rinderherz-Kebabs vom Lavagrill – sowie Tiradito Quemado, eine Art Thunfisch-Carpaccio mit japanischem Einfluss.
Neue Szenelokale in Berlin
Das Le Petit Royal bietet modern interpretierte französische Bistroküche. Die Spezialität ist fangfrischer Fisch. In einem begehbaren Schrank lagern über 500 edle Weintropfen.
Die Brasserie Colette vom 2-Sterne-Koch Tim Raue liegt gleich hinter dem KaDeWe und setzt auf ein klassisches Bistrokonzept. Nicht verpassen sollte man das "Madame Colette Crêpe". Speziell ist das Interieur aus alten Apotheker-Schränken.
Wer italienische Klassiker wie Pasta, Pizza und Risotto in Kombination mit Trüffel oder Hummer mag, ist im Cecconi an der richtigen Adresse. Superfood-Fans locken die Quinoa- und Chia-Salate. Das Ambiente ist trendig-urban.
Im Louis Pretty in Kreuzberg findet man die besten Pastrami-Sandwiches.
Südamerikanisches Ambiente findet man im Panama. Die Küche überrascht mit der deutschen kulinarischen Vielfalt kombiniert mit den Einflüssen anderer Länder. Dabei entstehen neu kreierte Aromen.
Um die Oranienburger-Strasse findet man zahlreiche Szenelokale. Frischen Wind bringt das acht & dreissig in das Viertel. Auf rustikalen Eichentischen werden deutsche Köstlichkeiten serviert. Selbstverständlich kreativ abgewandelt. Somit kann man eine Currywurst mit fruchtiger Tomatensauce geniessen.
In der ehemaligen Turnhalle einer jüdischen Mädchenschule findet man das Sternerestaurant Pauly Saal. Hier geniesst man saisonal-regional leichte Küche auf gehobenen Niveau.
Mit der Eröffnung des Restaurants Crackers hat die Berliner Nachtleben Legende Heinz „Cookie“ Gindullis seinen ehemaligen Club Cookies in eine kosmopolitische Gastro-Kathedrale mit beeindruckender Deckenhöhe umfunktioniert. Für die Küche zeigt sich Stephan Hentschel verantwortlich, der Gäste mit Seeteufelfilet oder Felsenoktopus mit Zitrusdressing verwöhnt und auch die Speisekarten für das weitere Restaurant von Gindullis – das über dem Crackers gelegene vegetarische Cookies Cream – konzipiert.
Der entspannt unrenovierte Raum im Restaurantprojekt Dóttir in Mitte bildet eine passende Kulisse für die zeitgenössischen Fischgerichte, die mit für hiesige Gefilde ungewohnten Zutaten wie Bergkräutern, Hopfen und Algen verfeinert werden. Vorerst soll das Restaurant aufbleiben.
Ein weiterer viel beachteter Neuzugang im „alten Westen“, genauer gesagt in Schöneberg ist das Martha’s. Bei Martha’s geht es zwar gehoben, aber auch erschwinglich zu – mit Gerichten, die manchmal die Grenzen des kulinarischen Globalismus ausreizen. So teilt sich beispielsweise eine Rotbarbe mit Zucchini, Pimientos de Padron, getrüffelten Kartoffeln und geräucherter Makrele den Teller. Am späteren Abend wird der schöne Raum vorwiegend zur Bar.
Sterneküche in Berlin
Die 2017-Ausgabe des Restaurantführers Michelin hat Berlin neue Sterne beschert. Die Metropole bleibt damit die deutsche Gourmet-Hauptstadt. 18 Restaurants wurden mit 25 Sternen ausgezeichnet, davon elf mit einem Stern und sieben mit zwei Sternen. Mit einem Stern ist das einsunternull erstmals im Guide Michelin vertreten.
Zwei-Sterne-Restaurants
Ein-Stern-Restaurants